Der Nachrichtensender n-tv hat am 20. Februar 2003 Umfrageergebnisse des Instituts
Emnid zur Sonntagsfrage veröffentlicht.
Richtig gelesen sehen diese Ergebnisse so aus:
CDU/CSU | SPD | Bündnis90/Grüne | FDP | PDS |
44 - 52 | 24 - 32 | 9 - 13 | 5 - 9 | 2 - 6 |
Die Umfrageergebnisse werden nicht von einem unbekannten n-tv-Soldaten verlesen, sondern von Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner persönlich vorgetragen. Die mit viel Brimborium präsentierten Zahlen (CDU/CSU 48, SPD 28, FDP 7, Grüne 11 und PDS 4 Prozent) wurden als genaues Abbild der aktuellen Situation dargestellt, von Ungenauigkeiten war keine Rede. Daß die Zahlen von Emnid das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind, hat Emnid sogar notariell festhalten lassen. Ein Notar zu Bielefeld wurde von Emnid beauftragt, die folgende Prognose
CDU | SPD | Bündnis90/Grüne | FDP |
42,3 - 49,2 | 32,9 - 41,1 | 5,8 - 10,2 | 5,8 - 10,2 |
Hätte Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner diese Fehlertoleranz auch
den n-tv-Zuschauern offenbart, dann hätte seine Prognose für den Bund
vom 20. Februar 2003 wie folgt gelautet:
CDU | SPD | Bündnis90/Grüne | FDP | PDS |
44,5 - 51,4 | 23,9 - 32,1 | 8,8 - 13,2 | 4,8 - 9,2 | 1,8 - 6,2 |
Als Lachnummer wunderbar, aber als Umfrageergebnis ungenießbar. Damit würde sich Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner die Einschaltquote Null einfahren. Weil das nicht Sinne von Emnid ist, wird offenbar vorgezogen, dieses Geheimnis nur mit dem Notar zu teilen.
Die in der gelben Tabelle angegeben Fehler, die durch die Zufallsauswahl der
befragten Wahlberechtigten verursacht werden, kann man auch als Laie mit Hilfe
der Mißerfolgs-Statistik
von Umfragen verifizieren. Man gibt in der Input-Spalte (linke Seite der Tabelle)
die von Emnid angeführten Parteistärken (CDU/CSU 48, SPD 28, FDP 7,
Grüne 11 und PDS 4 Prozent) ein. Im Block oben rechts gibt man als "Anzahl
der Wahlberechtigten pro Umfrage" 1330 an und setzt für die Wahlbeteiligung
die üblichen 80% ein. Für die Anzahl der Umfragen wähle man zunächst
1000 - bei größeren Zahlen kann die Berechnung sehr lange dauern.
Mit "LOS" wird die Simulation gestartet. In der unteren Tabellenzeile
"Mißerfolgsstatistik" kann man das Resultat der Simulation detailliert
ablesen. Es zeigt sich, daß knapp 81% der Umfragen die Toleranzen von
+/- 3% für die großen und +/- 1,5% für die kleinen Parteien
einhalten.
Detaillierte Ergebnisse kann man der Tabelle unten auf dieser Seite entnehmen:
Es zeigt sich, daß knapp 95% der Umfragen die Toleranzen von +/- 4% bzw.
+/- 2% einhalten. Aber 5% der Umfragen schaffen nicht einmal das. Mit anderen
Worten: In jeder 20. Umfrage ist der Fehler für eine große Partei
größer als +/- 4% oder für eine kleine Partei größer
als +/- 2%!
Maximale Abweichung
|
eingehalten von | |
für große Parteien | für kleine Parteien | (in Prozent von 100000 Umfragen) |
1,0% | 0,5% | 8% |
1,2% | 0,6% | 12% |
1,4% | 0,7% | 19% |
1,6% | 0,8% | 27% |
1,8% | 0,9% | 35% |
2,0% | 1,0% | 45% |
2,2% | 1,1% | 54% |
2,4% | 1,2% | 62% |
2,6% | 1,3% | 70% |
2,8% | 1,4% | 76% |
3,0% | 1,5% | 81% |
3,2% | 1,6% | 86% |
3,4% | 1,7% | 89% |
3,6% | 1,8% | 92% |
3,8% | 1,9% | 94,1% |
4,0% | 2,0% | 95,7% |
4,2% | 2,1% | 96,9% |
4,4% | 2,2% | 97,8% |
4,6% | 2,3% | 98,4% |
>4,6% | >2,3% | 1,6% |